Der 13-fache Staatsmeister gewann eine hochdramatische Rallye Waldviertel / Christian Schubert-Mrlik und der Tscheche Jan Cerny verlangten dem oberösterreichischen Routinier alles ab / Simon Wagner ist 2WD-Staatsmeister / Johannes Huber ist Champion bei den Historischen
Die 36. Rallye Waldviertel, die an diesem Wochenende als Finallauf zur FIA European Rally Trophy und zur Österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft mit den Schwerpunkten St. Pölten, dem Waldviertel und Schloss Grafenegg ausgetragen wurde, gestaltete sich wieder zu einem echten Rallyefest.
Die Idee, die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten neuerlich zum Startort mit vier Sonderprüfungen in unmittelbarer Nähe am Beginn der Rallye zu machen, hat sich bestens bewährt, wie Organisationsleiter Helmut Schöpf zufrieden feststellte: „Wir haben gegenüber dem letzten Jahr mit der Rallyeshow eine deutliche Steigerung an Zuschauern feststellen können, dabei haben sich die Driftvorführungen, die Rallyelegenden, die Ausstellung im VAZ und der Racemaster Austria als wertvolle sportliche Eckpfeiler erwiesen. Dazu kam die Liveübertragung der 2. Sonderprüfung in ORF Sport plus, die viele Rallyefans nach St. Pölten blicken ließ. Der Freitag war bestes Marketing für den Rallyesport, am Samstag wurde die absolute sportliche Wertigkeit der Rallye Waldviertel in den Vordergrund gerückt. Erfreulich war auch die Beteiligung der Aktiven an diesem Saisonfinale. Der Status European Rallye Trophy (ERT) brachte uns fast 50 Starter aus dem Ausland nach Niederösterreich und hat gemeinsam mit den heimischen Fahrern zu einem Starterfeld der Rallye Waldviertel von mehr als 80 Fahrzeugen aus 16 Nationen geführt. Mit dieser Entwicklung war ich sehr zufrieden.“
Damit konnten auch die beiden Veranstalter ÖAMTC ZV Baden und der MSRR Neulengbach positiv bilanzieren: „Wir dürfen uns bei 35.000 Zuschauern bedanken, die trotz des nicht gerade einladenden Wetters die Rallye besucht haben. Unser Dank gilt nicht nur den Aktiven und den Teams aus dem In- und Ausland, sondern vor allem dem Sportland Niederösterreich und der Stadtgemeinde St. Pölten, sowie den Rallyegemeinden in der Region Waldviertel. Besonderer Dank gilt den Sponsoren, stellvertretend seien hier die Bezirksblätter, TOTAL Austria, ATC Generalunternehmen und ATC Metallwelt erwähnt. Selbstverständlich gilt der Dank auch den Vertretern der Feuerwehren, der Rettung, der Polizei und unserer medizinischen MSS Sicherheitsstaffel sowie ganz besonders unserer gesamten Funktionärsriege, die wieder einen tollen Job gemacht hat.“
Zum sportlichen:
Einen hochspannenden Kampf um den Waldviertel-Sieg 2016 erlebten die Tausenden Fans an den Sonderprüfungen. Als Hauptprotagonisten setzten sich von Beginn an das Trio Raimund Baumschlager, Christian Schuberth-Mrlik und Jan Cerny in Szene. Bis die drei Skoda-Fabia-R5-Piloten dann am Ende genau in dieser Reihenfolge auf dem Siegerpodest standen, lieferten sie sich einen erbitterten Kampf um den Erfolg. Die Führung wechselte fast von Prüfung zu Prüfung. Während der Tscheche Cerny nach dem ersten Tag noch von der Spitze lachen konnte, duellierten sich am zweiten Tag vor allem die beiden Österreicher um die Vorherrschaft. Eine kleine Vorentscheidung läuteten Baumschlager und Mrlik dabei auf SP 6 (GH Staar – Wolfshoferamt) ein, als sie im dichten Frühnebel den besten Durchblick fanden und den Rest des Feldes um eine halbe Minute aufwärts distanzierten. Zwei Prüfungen vor Schluss setzte sich Schuberth-Mrlik mit einem sehenswerten Kraftakt noch einmal in Führung. Doch am Ende und im wieder einfallenden Nebel packte der 13-fache österreichische Staatsmeister Baumschlager seine ganze Routine aus und donnerte den Skoda zum insgesamt achten Sieg bei der Rallye Waldviertel.
Die Stimmen nach der Rallye:
Raimund Baumschlager: „Es war ein toller Kampf, der unheimlich Spaß gemacht hat. Ich habe ganz schön hinhalten müssen, um die zwei hinter mir auf Distanz zu halten und freue mich unheimlich über meinen achten Waldviertel-Sieg. Aber auch der zweite Platz von Christian ist ein toller Erfolg für unser BRR-Team.“
Christian Schuberth-Mrlik: „Ich bin sehr stolz und glücklich mit diesem zweiten Platz und auf den Doppelsieg für BRR. Ich hoffe, dass meine Leistung vielleicht einigen Sponsoren ins Auge gestochen ist. Gegen Ende der Rallye habe ich etwas an Risiko herausgenommen, um das Auto heil ins Ziel zu bringen.“
Jan Cerny: „Eines bin ich mir sicher – ich komme nächstes Jahr wieder her, um Raimund und Christian zu schlagen. Das war ein richtig toller Fight.“
Der neue Staatsmeister in der ORM-2WD heißt Simon Wagner (Citroen DS3 R3). Der Oberösterreicher ging als Sieger aus dem Duell mit dem vor dem Finale führenden Steirer Daniel Wollinger (Renault Clio Maxi) heraus. Den Sieg im Waldviertel holte sich Michael Kogler vor dem sensationell fahrenden Bruder des Champions Julian Wagner in einem vielen 2WD-Boliden leistungsmäßig unterlegenen Opel Adam R2. Julian hatte bis zur letzten Prüfung geführt, hatte dann einen Reifendefekt, der ihn den Sieg kostete. Simon Wagner genügte Platz drei zum Titel. Profitiert hat Wagner aber auch von einem Reifenschaden Wollingers, der diesen am heutigen Tag gleich um vier Minuten zurückwarf.
Simon Wagner: „Für mich und meinen Bruder Julian war das ein richtig toller Tag. Wir können uns einfach nur freuen und möchten uns natürlich bei allen Unterstützern bedanken. Speziell bei unseren Eltern und unserem gesamten Team. Nunmehr Doppel-Staatsmeister zu sein (Anm. 2WD und Junioren) ist ein enormer Ansporn für die Zukunft.“
Daniel Wollinger: „Ich bin natürlich schwer enttäuscht, dass es mit dem Titel nicht geklappt hat. Der Reifenschaden hat uns heute alle Möglichkeiten genommen. Aber Simon ist ein würdiger Meister!“
Michael Kogler zu seinem Erfolg:“ Es war ein grandioser Abschluss nach einer erfolgreichen Saison der mich sehr freut und der viel Selbstvertrauen für kommende Aufgaben gibt.“
Den Waldviertel-Sieg in der ORM Junior sicherte sich ebenfalls Julian Wagner vor Simon Wagner, der hier wie erwähnt schon vor der Rallye als Staatsmeister feststand.
Des einen Leid ist des andren Freud – so lässt sich die Entscheidung in der Historischen Staatsmeisterschaft beschreiben. Diese ging letztendlich an Johannes Huber. Der Wiener durchlebte wie sein Konkurrent Willi Rabl eine Hochschaubahn der Gefühle. Am ersten Tag relativ klar in Führung, dann einen immer schneller werdenden Gegner ausgesetzt, ehe ein Missgeschick auf SP 8 Platz eins in einen eigentlich uneinholbaren Rückstand verwandelte und dann aber noch das Schicksal eingriff. Zwei Prüfungen vor Schluss löste sich am Porsche von Willi Rabl ein Stecker des Verteilerkabels, legte den Boliden lahm und holte den Piloten aus dessen Titeltraum.
Johannes Huber: „Heute war ein fürchterlicher Tag. Zwei Reifenschäden – ich habe mich richtig ins Ziel gequält, um den Titel, an den ich eigentlich gar nicht mehr geglaubt habe, nicht zu gefährden. Für Willi tut’s mir echt leid.“
Willi Rabl: „Es ist unglaublich. Da holst du über eine Minute auf, liegst dann eigentlich klar in Führung und dann stehst du wegen so einem lapidaren Defekt. Bis ich den Stecker in der Dunkelheit gefunden habe, ist eine Dreiviertelstunde vergangen. Dann war der Porsche sofort wieder einsatzfähig. Das ist wirklich bitter, trotzdem Gratulation an Johannes!“
Im österreichischen Rallyecup der OSK gewann in der Division C1 der Ungar Attila Rongits Mitsubishi Evo IX) In der Division C2 ging der Tagessieg an Martin Kalteis (Mitsubishi Lancer Evo VII. In der Division C3 gab es durch Horst Stürmer (Audi Coupe quattro) ebenfalls einen österreichischen Sieg. Und in der Division C4 gab es einen Sieg durch Friedrich Riedl (Suzuki Ignis).
FIA Finale ERT:
1. Rashid Alketbi (ARE/Ford Fiesta R5)
2. Krisztian Hideg (HRV/Mitsubishi Lancer Evo IX)
3. Björn Satorius (DEU/Subaru Impreza WRX)
FIA Finale ERT2 TROPHY:
1. Krisztian Hideg (HRV/Mitsubishi Lancer Evo IX)
2. Björn Satorius (DEU/Subaru Impreza WRX)
3. Sergej Remennik (RUS/Miotsubishi Lancer Evo X)
FIA Finale ERT3 TROPHY:
1. Filip Mares (CZE/Peugeot 208 R2)
2. Marty Gallagher (IRL/Peugeot 208 R2)
3. Grega Premrl (SVN/Citroen DS3)
FIA Finale ERT JUNIOR TROPHY:
1. Filip Mares (CZE/Peugeot 208 R2)
2. Marty Gallagher (IRL/Peugeot 208 R2)
Den Gesamtsieg in der Niederösterreich Trophy 2016 holte sich Michael Kogler (Citroen DS3).
Im Rahmen der TOTAL Rallyeshow wurden bereits am Freitag im VAZ St. Pölten Gewinner in diversen spektakulären Show-Acts ermittelt. Auf der Strecke der Super Stage, die von den Startern der Waldviertel-Rallye auch als SP 2 und SP 4 absolviert wurde, krönte sich der Steirer Günter Knobloch (Mitsubishi) zum ersten Gewinner des Racemasters Austria. Die Kategorie Rallyeshow entschied Alexander Wiesinger (VW Käfer) für sich. In den Rennen zur Rallyelegend hatte am Ende Christian Baier (Lancia Fulvia) die Nase vorn.
Rallye Waldviertel 2016, Endstand nach 12 Sonderprüfungen:
1. Raimund Baumschlager/Thomas Zeltner AUT/AUT Skoda Fabia R5 1:34:05,0 Std
2. Christian Schuberth-Mrlik/Jasmin Noll AUT/D Skoda Fabia R5 +23,4 Sek
3. Jan Cerny/Petr Cernohorsky TCH/TCH Skoda Fabia R5 +26,2 Sek
4. David Botka/Peter Szeles UNG/UNG Citroen DS3 R5 +2:29,6 Min
5. Attila Rongits/Laszlo Hannus UNG/UNG Mitsubishi Evo IX +4:26,3 Min
6. Karl Wagner/Gerda Zauner AUT/AUT Ford Fiesta R5 +5:36,3 Min
7. Rashid Alketbi/Giovanni Bernacchini ARE/POL Ford Fiesta R5 +5:47,8 Min
8. Joszef Trencseny/Gabor Verba UNG/UNG Ford Fiesta R5 +6:17,7 Min
9. Krisztian Hideg/Istvan Kerek UNG/UNG Mitsubishi Evo IX +7:10,1 Min
10. Seppi Stigler/Walter Pfaffenhuemer AUT/AUT Mitsubishi Evo IX +8:40,7 Min
Sonderprüfungsbestzeiten*): Jan Cerny 5, Raimund Baumschlager 3, Christian Schuberth-Mrlik 2, Nikolay Gryazin 1.
*) Für SP 3 gab es keine Bestzeit, da diese gecancelt wurde.
Die wichtigsten Ausfälle: Niki Mayr-Melnhof (Ford Fiesta R5/techn. Defekt/SP 8), Walter Mayer (Peugeot 208 R5/techn. Defekt/SP 8), Michael Böhm (Mitsubishi Evo IX/techn. Defekt/SP 8), Willi Rabl (Porsche 911/techn. Defekt/SP 10).
Endstände in der österreichischen Rallye-Staatsmeisterschaft 2015:
ORM: 1. Hermann Neubauer 158 Punkte, 2. Raimund Baumschlager 147, 3. Gerwald Grössing 89.
ORM-2WD: 1. Simon Wagner 137 Punkte, 2. Daniel Wollinger 130, 3.Andreas Kainer 74.
ORM JUNIOR: 1. Simon Wagner 143 Punkte, 2. Christoph Zellhofer 69, 3.Christoph Lieb 62.
ORM HISTORIC: 1. Johannes Huber 123 Punkte, 2. Willi Rabl 111.