89 Teams aus 16 Nationen – darunter nicht weniger als zwölf der hochmodernen R5-Boliden haben ihre Nennung für das Saisonfinale im Rahmen der Rallye Waldviertel am 17. und 18. November 2016 abgegeben. Die „final rallydays“ versprechen Action pur.
Fotos: Harald Illmer
Einen Kampf auf Biegen und Brechen um den heurigen Waldviertel-Sieger darf man sich in der Eliteklasse ORM erwarten. Gleich zwölf der hochmodernsten R5-Rallye-Boliden und damit das wohl beste Starterfeld des Jahres bekommen die Fans serviert. Und denen wird auch noch von weiteren 13 schnellen Allrad-Autos eingeheizt. Allen voran steht natürlich Raimund Baumschlager. Der 13-fache Staatsmeister ist beim saisonalen Finallauf der große Gejagte. Aus heimischer Sicht versuchen in erster Linie der Waldviertel-Sieger des Jahres 2014 Christian Schuberth-Mrlik (wie Baumschlager in einem Skoda Fabia R5) sowie der schnelle Steirer Niki Mayr-Melnhof (Ford Fiesta R5) dem Favoriten das Leben schwer zu machen. Baumschlager: „Ich freue mich für den Veranstalter über das wirklich tolle Nennergebnis. Zwölf R5-Autos – das wird eine feine Sache und ich bin wirklich schon hochmotiviert und voller Vorfreude auf die super Schotterprüfungen. Taktik gibt’s keine – Vollgas ist angesagt.“
Schubert-Mrlik kennt als echter Waldviertler Lokalmatador die Strecken rund um Grafenegg wie seine Westentasche: „Ich bedanke mich bei meinen Sponsoren, die es ermöglicht haben, dass ich hier wieder mit einem absoluten Topauto an den Start gehen kann. Das Starterfeld ist enorm stark. Ich freue mich auf die Duelle mit Baumschlager und die internationalen Spitzenpiloten wie Jan Cerny oder David Botka. Obwohl die Konkurrenz so hochkarätig ist, habe ich einen Podestplatz im Auge.“ Auch Niki Mayr-Melnhof ist bereits Waldviertel-erprobt. „Nach meiner Rallye-Premiere, die ich hier im Vorjahr gefeiert habe, ist das die einzige Rallye, die ich bereits kenne. Dass so viele R5-Autos am Start stehen, ist einfach nur geil. Leider spüre ich noch die Nachwehen eines heftigen Crashs, den ich auf der Rundstrecke gehabt habe. Aber für so eine tolle Veranstaltung lohnt es sich, die Zähne ein wenig zusammenzubeißen.“ Neben dem historischen Europameister Karl Wagner (Ford Fiesta) bringt auch Evergreen Walter Mayer einen R5-Boliden (Peugeot 208) an den Start.
Von den ausländischen R5-Piloten, die vornehmlich wegen der FIA European Rally Trophy nach Grafenegg kommen, aber auch in der österreichischen Meisterschaft punkteberechtigt sind, tragen der schon von Christian Schubert-Mrlik genannte Tscheche Jan Cerny (Skoda Fabia) sowie die starken Ungarn David Botka (Citroen DS3) und Joszef Trencseny (Ford Fiesta) die prominentesten Namen. Aus den Emiraten kommt mit Rashid Al-Ketbi ein hochinteressanter Mann. Der 43-jährige Ford-Fiesta-Pilot und einstige Gesamtsieger der Middle East Rally Championship wollte schon letztes Jahr ins Waldviertel kommen, musste da aber im letzten Moment absagen. Al-Ketbi ist für die ORM nicht wertungsberechtigt, kann aber natürlich trotzdem die Rallye gewinnen.
Groß ist die Schar jener Jäger, die zwar nicht in R5-, aber trotzdem ebenso in schnellen Allrad-Autos sitzen. Hier überrascht der sonstige Opel-Adam-Pilot Michael Böhm mit einer Nennung auf einem Mitsubishi Evo IX. Böhm: „Weil ich den Opel-Cup zuletzt wegen meinem gesundheitlich bedingten Ausfall abschreiben musste, habe ich mit Einverständnis von Opel-Teamchef Willi Stengg die Möglichkeit wahrgenommen, das Saisonfinale mit einem Mitsubishi in der stärksten Klasse zu bestreiten.“ Das Auto, in dem der dreifache 2WD-Meister sitzt, stammt vom Steirer Gunthard Puchleitner. Starke heimische Kandidaten sind die Oberösterreicher Peter Ölsinger im Mitsubishi Evo X, Seppi Stigler im Mitsubishi Evo IX, Gerhard Aigner und Robert Zitta sowie der Niederösterreicher Hermann Haslauer im Subaru Impreza. Einen Subaru lenkt auch der Deutsche Björn Satorius. Gespannt darf man auf dem ausländischen Sektor auf die russischen Piloten Sergei Remennik und Igor Bulantsev sein. Beide starten mit einem Mitsubishi Evo X. Und vom bei uns immer wieder gern gesehenen Ungarn Krisztian Hideg im Mitsubishi Evo IX weiß man sowieso um seine Fähigkeiten.
ORM 2WD – Ein echter Krimi zeichnet sich bei der Rallye Waldviertel in der Klasse der zweirad-getriebenen Fahrzeuge ab. Hier geht nämlich der Steirer Daniel Wollinger im Renault Clio R3 mit lediglich zwei Punkten Vorsprung auf den Oberösterreicher Simon Wagner (Citroen DS3 R3) ins Rennen. Beide Piloten waren noch nie österreichischer Staatsmeister. Und auch sonst waren sie heuer ziemlich synchron unterwegs – neben je einem Ausfall haben beide je drei Saisonsiege auf dem Konto. Wagner geht zuversichtlich an die Aufgabe heran. „Wir haben das Auto komplett überarbeitet, die Waldviertel-Rallye zählt zu meinen absoluten Lieblings-Events und auf Schotter fühl ich mich sowieso wohl. Von da her sehe ich viel Positives. Das ist mein erstes 2WD-Jahr. Da kann man zwar vom Titel träumen, erwarten kann man ihn aber nicht. So gesehen hab‘ ich keinerlei Druck, abgesehen davon, dass Daniel Wollinger ja heuer hinlänglich bewiesen hat, dass er auch kein Nasenbohrer ist.“ Respekt hat Simon Wagner aber nicht nur vor dem Gesamtführenden, sondern auch vor familien-interner Konkurrenz. „Ich hoffe, dass mir mein Bruder nicht in die Suppe spuckt.“ Julian Wagner hat zuletzt mit seinem Opel Adam R2 beachtlichen Speed bewiesen. Wenn er durchkommt, kann er ebenso ein Hecht im Karpfenteich sein wie Michael Kogler im Citroen DS3 R3 oder die starken Ausländer Vaclav Stejskal aus Tschechien im Renault Clio R3 und Grega Premrl aus Slowenien im Citroen DS3.
ORM Junior – Hier hat Simon Wagner den Staatsmeistertitel bereits fix in der Tasche. Nichtsdestotrotz gibt es im Waldviertel ein interessantes Kräftemessen der besten heimischen Nachwuchspiloten mit einigen schnelle Youngsters aus dem Ausland, die im Rahmen der Entscheidung in der FIA European Rally Trophy starten. Die schon erwähnten Wagner-Brothers Simon und Julian, Christoph Zellhofer (Suzuki Swift 1600), Christoph Lieb (Opel Corsa OPC), Roland Stengg (Opel Adam) sowie Lukas Carlos Stengg (Opel Corsa OPC) vertreten die österreichischen Farben. Der Ire Marty Gallagher, die Tschechen Filip Mares und Karel Kupec (alle Peugeot 208) sowie der Deutsche Felix Griebel (Citroen C2), Vaclav Stejskal (Tch/Renault Clio R3) und Grega Premrl (Slo/Citroen DS3) sind die internationalen Kontrahenten.
OSK Rallyepokal – Einige Entscheidungen sind noch in den verschiedenen Divisionen des Rallyepokals der OSK offen. In der Division C1 ist der Oberösterreicher Robert Zitta Topfavorit, zumal sein erster Verfolger Gerald Pöschl im Waldviertel nicht dabei ist und die nachfolgenden Peter Ölsinger, Krisztian Hideg fast bzw. Gerhard Aigner gänzlich chancenlos zurück liegen.
In der Division C2 hat der Niederösterreicher Martin Kalteis (Mitsubishi Evo VII) gute Chancen auf den Gesamtsieg. Zwar liegt der Ungar Daniel Fischer noch 20 Punkte vor ihm, aber dieser hat für die Waldviertel-Rallye nicht genannt. Dieselbe Konstellation zeigt sich in der Division C3. Hier liegt der Oberösterreicher Alois Winklehner (Peugeot 206) zwar noch mit sieben Zählern hinter dem Niederösterreicher Christian Maier, doch der fehlt beim Finale. Alles klar ist in der Division C4. Dort steht der Niederösterreicher Christoph Zellhofer bereits als überlegener Gesamtsieger fest.
ORM Historic – Hochdramatisch ist die Ausgangslage in der Klasse der Historischen Fahrzeuge. Hier führt der Kremser Willi Rabl (Porsche 911) optisch zwar mit 13 Punkten vor Ex-Staatsmeister Johannes Huber aus Wien (ebenfalls Porsche 911). Nach Abzug von laut Reglement vorgeschriebenen zwei Streichresultaten schmilzt dieser Vorsprung jedoch auf sieben Zähler. Was im Endeffekt heißt, neuer Staatsmeister ist jener der beiden, der im Waldviertel gewinnt. Siegt Rabl vor Huber, wäre er sowieso punktemäßig voran. Siegt Huber vor Rabl ergäbe sich ein Punktegleichstand, womit die Regel zur Anwendung käme, dass der Pilot, der mit dem älteren Fabrikat unterwegs ist, nach vor gereiht wird – und das wäre in diesem Fall Johannes Huber. An Spekulationen verschwendet Willi Rabl jedoch keinen Kopf, er nimmt’s zumindest nach außen hin mit Humor: „Ich will im Waldviertel definitiv gewinnen. Zum Fahren wäre mir nasses und gatschiges Wetter recht. Für mich selber wär’s mir aber warm und trocken lieber, weil ich nämlich mein Auto selber putzen muss.“ Auch Kontrahent Johannes Huber sieht’s pragmatisch. „Wir brauchen nicht zu rechnen, weil’s nix zu rechnen gibt. Wer gewinnt, ist Meister, basta. Und ich werde alles daran setzen, dass ich das bin, Wenngleich ich sagen muss, dass Willi heuer der Konstantere von uns zwei war, auch weil ich viel am Auto herumgetüftelt habe. Sollte also er am Ende vorne sein, dann hat er sich das auch verdient.“
Historischer Rallyepokal – Auch im Historischen Rallyepokal Division 1 geht Willi Rabl als Führender vor Johannes Huber ins Finale. In der Division 2 sucht der Niederösterreicher Norbert Tomaschek noch eine Chance.
FIA ERT – Mit der Vergabe des Finales der FIA European Rally Trophy ins Waldviertel wurde Niederösterreich eine seltene, aber dafür umso größere Ehre zuteil. Dass gleich 39 ausländische Teams nach St. Pölten/Grafenegg kommen, ist das erfreuliche Produkt davon. Ermittelt werden die Champions in den Klassen ERT, ERT2, ERT3 und ERT Junior. Insgesamt 36 Piloten kämpfen um die Titel in den jeweiligen Kategorien,
Insgesamt haben 88 Teams ihre Nennung für die Rallye Waldviertel 2016 abgegeben:
Darunter befinden sich zwei ERC- und acht nationale Prioritätsfahrer / 49 heimischen Teams stehen heuer 39 ausländische Mannschaften gegenüber.
Im 36. Jahr der Rallye Waldviertel sind 16 Nationen am Start. Österreich ist mit 49 Startern vertreten, die Tschechen mit 13 Teams, die Ungarn mit 8 Mannschaften, Deutschland mit sechs Teams, Russland mit 3 Mannschaften, Italien mit 2 Teams. Die Länder Vereinigte Arabische Emirate, Finnland, Slowenien, Türkei, Rumänien, Lettland, Irland, Schweiz, Kroatien und Polen sind mit je einer Mannschaft in der Nennliste zu finden. Die Bemühungen, dass die heurige Rallye Waldviertel zum Finale des FIA europäischen Rally Trophy (ERT) zählt, hat sich für die Veranstalter und deren Organisationsleiter Helmut Schöpf mehr als nur gelohnt. Die Beteiligung von 39 ausländischen Mannschaften ist herausragend und verspricht tollen Rallyesport. Gemeinsam mit der heimischen Meisterschaft werden nicht weniger als zwölf R5 Boliden zu sehen sein, damit ist das Fehlen der beiden heimischen WRC-Autos verschmerzbar.
Beachtlich ist auch das Nennergebnis jener Starter die bei der Rallyeshow – den Racemaster in St. Pölten ermitteln. Hier werden 19 Autos am Start sein. Bekannteste Protagonisten sind z.B. Josef Pointinger, Günther Knobloch, Franz Zehetner und Patrick Eigenbauer.
Die nunmehr schon 36. Rallye Waldviertel (18./19. November 2016) bildet den Saisonabschluss im heimischen Rallyesport. Sportlicher Höhepunkt dabei ist, dass dieser Klassiker heuer erstmalig mit dem FIA Prädikat Final Event European Rally Trophy 2016 ausgezeichnet wurde. Dies bedeutet, dass es zu vier internationalen Entscheidungen in der FIA ERT kommen wird.
Darüber hinaus zählt die Rallye Waldviertel als siebenter Lauf auch zur heimischen Rallye Staatsmeisterschaft, zum österreichischen Rallye Cup der OSK, zur österreichischen Historischen Rallyemeisterschaft, zum Historic Rallye Cup der OSK und zum Finale der niederösterreichischen Rallye Trophy
Veranstalter sind wieder der ÖAMTC ZV Baden und der MSRR Neulengbach, dies auch bei der 36. Auflage. Gesamt Organisationsleiter ist Helmut Schöpf mit seinem Team. Begonnen hat diese Serie im Jahre 1981 als Semperit Rallye, 2001 wurde sie als A1 Waldviertel Rallye durchgeführt. Von 2002 – 2003 hieß die Veranstaltung Waldviertel-Rallye, ab dem Jahre 2004 bis 2007 OMV Rallye Waldviertel und von 2008 bis heuer dann Rallye Waldviertel.
Der erste Rallyetag mit vier Sonderprüfungen findet wieder in- und um die niederösterreichische Landeshauptstadt St. Pölten statt. Dabei ist es Helmut Schöpf neuerlich gelungen, die Sonderprüfung Zwei im VAZ St. Pölten Live im Fernsehen ORF Sport plus zu zeigen. Aber nicht nur dieser Höhepunkt wird die Fans begeistern, sondern es gibt eine Rallyeausstellung von historischen Rallyeboliden bis hin zum Topfahrzeug Audi S1.
Weiteres wird es dort eine Charity Drift-Challenge geben, außerdem wird der Racemaster Austria ermittelt, wo hauptsächlich historische Rallyefahrzeuge in direkten Duellen aufeinander treffen werden. Dabei werden rund 25 Autos mit vielen ehemaligen Rallyefahrern am Start sein. Außerdem hat man ehemalige heimische Rallyespitzenfahrer eingeladen. Sie werden zum Thema Rallyesport einst und jetzt in der Halle C des VAZ in Interviewform Stellung beziehen und den Fans auch für Autogrammwünsche zur Verfügung stehen.
Der zweite Rallyetag am Samstag hat dann das Waldviertel und das Schloss Grafenegg mit der Rallyeleitung und dem Medienzentrum zum Mittelpunkt. Dort befindet sich auch die Servicezone, wo die Fahrzeuge von den einzelnen Prüfungen immer wieder in das Regrouping zurückkehren. Auf dem Programm stehen weitere acht Sonderprüfungen mit den schon bekannten Namen wie Kronsegg – Gföhl, Wolfshoferamt, Langenlois und Manhartsberg.
Die Gesamtlänge der Rallye beträgt knapp 420 Kilometer wovon 159 Kilometer auf den 12 Sonderprüfungen gefahren werden. Der Schotteranteil der Strecken beträgt 62,66 Prozent, gegenüber 37,34 Prozent auf Asphalt.
Technische Daten:
Gesamtlänge: 419,93 km, davon auf Sonderprüfungen: 158,92 km
Anzahl der Sonderprüfungen: 12
Streckenbeschaffenheit: 62,88% Schotter, 37,34% Asphalt
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